20 Tage waren wir mit einer Gruppe von 17 Personen in diesem riesigen Land unterwegs. Natürlich haben wir nur einen kleinen Teil davon gesehen, doch interessante Eindrücke gab es reichlich. Die Rundreise begann in Peking undd endete in Shanghai. Befürchtungen, dass dies vielleicht zu anstrengend für uns sein könnte, bewahrheiteten sich nicht, obwohl wir in diesen knapp 3 Wochen insgesamt fast 6000 km zu Lande, zu Wasser und in der Luft ( 3 Inlandflüge) zurücklegten. Besichtigungsprogramm und Ruhephasen wechselten sich ab. Vor allen Dingen die 3-tägige Kreuzfahrt auf dem Yangtze war diesbezüglich sehr angenehm.
Laut Wetterbericht war fast immer Sonne vorhergesagt – sie ließ sich aber häufig nur erahnen. Smog!! Er war spürbar und sichtbar in allen großen Städten und ließ erst im Süden des Landes nach. Abgesehen von einem kurzen Kälteeinbruch ( 15 Grad) waren die Temperaturen meistens zwischen 20 und 25 Grad – schwülwarm.
Der Smog ließ uns Fotografen ein bisschen verzweifeln, denn gestochen scharfe Aufnahmen waren kaum möglich. Im folgenden habe ich versucht, die unzähligen Eindrücke und dementsprechend vielen Aufnahmen zu bündeln und zu gliedern.
Die Reise lief unter dem Titel „Höhepunkte Chinas“. Diese führe ich nur kurz auf, denn über sie gibt es zahlreiche Literatur.
Auf dem Platz des Himmlischen Friedens (Tiananmen – Platz) in Peking ( 20 Mio. Einw.) finden unter Maos Augen die Aufmärsche und Paraden statt.Er ist auch der Zugang zur Verbotenen Stadt und dem prachvollen Kaiserpalast.
Vor den Toren der Stadt gehört die Gartenanlage Sommerpalast auch zu den Unesco – Kulturerben. Das Marmorschiff mit Schaufelrädern sticht besonders ins Auge.
Für einen Tagesausflug ging es zu der mit Spannung erwarteten Großen Mauer. Wie überall waren hier Menschenmassen unterwegs.Erst als Heidi und ich mühsam und schweißtreibend den dritten Wachtturm und damit ca. 300 Höhenmeter geschafft hatten, lichteten sich die Reihen. Erschwerend kam hinzu, dass einzelne Stufen 40 bis 50 cm hoch sind. Nach dieser sportlichen Leistung stellten wir uns mit unserer Reiseleiterin in Positur.
Natürlich wurde uns auch das Olympiagelände mit dem Stadion „Vogelnest“ gezeigt.
Von Peking ging es nach Xian (9 Mio. Einw.). Natürlich hat man von der Terra-Kotta-Armee gehört. Aber wenn man durch die riesigen Hallen geht und auf die insgesamt 7000 Tonfiguren schaut,kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Jede Figur ist ungefähr 1,80 m groß und mit individuellem Gesichtsausdruck. Das Grab entdeckt hat vor 40 Jahren zufällig ein Bauer beim Brunnenbau. Seitdem ist er ein berühmter Mann, ist täglich auf dem Gelände und lässt sich gegen Geld fotografieren, z. B. mit Egbert aus unserer Gruppe. Der Bauer hat es inzwischen zu betächtlichem Reichtum gerbracht.
Zu einer Chinarundreise gehört natürlich auch eine Kreuzfahrt auf dem Jangze. Wir fuhren von Yichang nach Chongqing über 600 km flussaufwärts. Chongqing hat 30 Mio. Einwohner und ist damit die größte Stadt Chinas. Erster Anlaufpunkt war der Drei-Schluchten-Damm mit seinen gewaltigen 5 Schleusen und 26 Turbinen. Dieses auch in China umstrittene Bauwerk mit einer Länge von 1983 m ( im Dunst nur zu erahnen) und einer Höhe von 185 m staut den Fluss zu einem See von 630 km Länge. Dazu mussten 2 Mio. Menschen in höher gelegene Gebiete umgesiedelt werden. Die Hochwassergefahr ist gebannt, Energiegewinnung ist notwendig, Schifffahrt ist möglich, aber die ökologischen Folgen sind noch nicht absehbar.
Mit kleineren Booten sind wir von unserem Kreuzfahrtschiff aus auch in kleinere Schluchten gefahren.Obwohl der Wasserspiegel durch den Damm um 110 m angehoben wurde, boten sich uns doch grandiose Ausblicke mit bizarren Felswänden.
In Chengdu (14 Mio. Einw.) warteten 2 weitere Highlights auf uns. Zum einen die größte sitzende Buddha-Statue und die Panda-Aufzuchtstation.
Vom Buddha haben wir nur den gewaltigen Kopf gesehen. Es war schwierig , über die Köpfe der unzähligen Besucher hinweg einen freien Blick zu haben. Um die ganze Figur ganz zu erfassen, hätten wir hinabsteigen müssen. Aber das haben wir uns bei den Menschenmassen verkniffen. Ähnlich voll war es bei den Pandas.
Nicht alle China-Rundreisen haben den Li – Fluss im Süden des Landes im Angebot.( Übrigens trennt der Jangze Nord- und Südchina.) Aber der Flug dahin bescherte uns einen wunderschönen Tag mit Sonne und wenig Smog. Am Vormittag unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Fluss und konnten die so herrlichen Karstberge bewundern.Diese einmalige Landschaftsform ist Weltnaturerbe und dehnt sich bis nach Vietnam hinein. Am Fluss konnten wir zahlreiche Wasserbüffel beobachten, die in dieser Jahrezeit „Urlaub“ von der Arbeit auf den Reisfeldern haben ( in Südchina 2 Ernten pro Jahr). Nachmittags starteten wir zu einer Radtour durch die Felder entlang des Li – Flusses und konnten hautnah das Leben auf dem Lande erkunden. Herrlich!
Auf Shanghai gehe ich später ein. Jetzt möchte ich erst einmal versuchen , die Städtelandschaft zu beschreiben ,soweit mir das als Tourist als Langnase, wie Europäer dort bezeichnet werden – möglich ist.
Es gibt sie noch, die Altstadtviertel in Peking. Auf einer Rikschafahrt konnten wir Einblicke in dieses Leben gewinnen. Aber immer mehr müssen diese Hutong ( Gassen) dem Bauboom weichen. Überall in den großen Städten und vor allem an ihren Rändern sind ganze Hochhauslandschaften entstanden – einförmig und hässlich. Es wird überall gebaut. Häuser, Straßen, U-Bahnen. Bei allen Baumaßnahmen sind Wanderarbeiter im Einsatz. In Shanghai sollen es 8 Mio. sein. Wie überall in der Welt wollen die Menschen in die Stadt. Wer über den sozialen Wohnungsbau eine neue Wohnung zugewiesen bekommt,hat einen wichtigen Schritt in eine scheinbar bessere Zukunft gemacht.
In diesen Hochhäusern gibt es Fahrstühle erst ab der 7. Etage. Oft müssen sich 4 Familien eine Toilette und eine Kochstelle teilen.Geheizt wird ab dem 15. Oktober. Die Regierung hat außerdem festgelegt, dass das nur für den Norden gilt. In Südchina gibt es keine staatliche Heizungsperiode, obwohl es dort auch unangenehm kühl wird.
Die öffentlichenToilettenanlagen werden in China „Harmoniehalle“ genannt. Die Hygiene darin ist sehr unterschiedlich.
Es gibt aber auch die schönen Seiten in den Städten, in Peking z. B. viel Blumenschmuck wegen des gerade erst begangenen Nationalfeiertages. Die Chinesen lieben die abendlichen Lichteffekte, deswegen werden viele Bauwerke angestrahlt. Eine Lichtshow mit ganz unterschiedlichen Motiven auf einer riesigen Videowand oberhalb einer Einkaufspassage war schon sehr spektakulär.
Die folgenden Bilder beschreiben situativ den Alltag in China. Vorab ist festzustellen, dass die Chinesen viel arbeiten müssen. Ihnen stehen im Jahr nur wenige Tage Urlaub zur Verfügung, nämlich zum Frühjahrsfest und nach dem Nationalfeiertag am 1. Oktober. Die Rente beginnt allerdings recht früh: Männer mit 60, Frauen mit 50 Jahren. Dann kümmern sie sich um die Enkelkinder, halten sich fit mit viel Bewegung, übernehmen kleine Jobs als Straßenfeger – in den Städten ist es deshalb sehr sauber – oder als Parkplatzwächter.
Auf vielen Plätzen treffen sich abends Fauen( Männer sind dabei seltener zu beobachten), irgendjemand hat einen Lautsprecher mitgebracht, sehr laute , auch westliche Musik erklingt und es wird in Formationen getanzt.
In der Volksrepublik China wird der Religion überraschend viel Raum gewährt. Die meisten Tempel und Klöster mit ihren Pagoden und Heiligtümern sind buddhistisch.Aber der Chinese geht pragmatisch damit um: Je nach Bedarf richtet sich sein Gebet an diesen oder jenen Buddha oder Heilsbringer,dazu werden Glocken geschlagen oder Kerzen gezündet.
Verkehr gibt es reichlich in den Städten. Verkehrsregeln soll es auch geben, aber niemand hält sich daran. Zebrastreifen z.B. sind aufgezeichnet, doch eine Sicherheit für die Fußgänger besteht nicht. Man ist immer froh,unbeschadet eine S
traße überquert zu haben. Unfälle haben wir allerdings nur ganz vereinzelt beobachten können, sehr erstaunlich.
Fahrräder sind seltener geworden. Dafür sind Mofas und Motorroller in allen Variationen vorherrschend. Alle sind mit Akku ausgestattet. Ein Glück – sonst wären der Krach und die Abgase wohl nicht auszuhalten. Hinzu kommt, dass die bei Dunkelheit alle ohne Licht fahren. Andererseits gelten strenge Gesetze. Einmal bei Rot über die Ampel fahren, kostet 6 Strafpunkte . Mit 12 Punkten ist der Führerschein weg. Doch die Chinesen nehmen das flexibel: Man kann sich von Freunden oder Verwandten neue Punkte kaufen oder leihen.
Staus aufs allen Straßen! In Peking dürfen deshalb an manchen Tagen nur die Autos mit geraden Kennziffern, an den anderen Tagen die mit ungeraden Ziffern fahren. Die Lösung: Wer es sich leisten kann – und sehr viele können das – hat 2 Autos mit unterschiedlichen Endnummern.
Im Eisenbahnverkehr werden Schnellzüge mit 305 km/h eingesetzt. Bahnhöfe haben immense Ausmaße, wie der in Hangzhou.Diese Stadt (8 Mio. Einw.) südlich von Shanghai hat uns besonders gut gefallen: Nicht so viele Hochhäuser, dafür schöne Parkanlagen und der idyllische Westsee.
Über die chinesische Esskultur wird viel spekuliert. Wir sind mit europäisch-chinesischem Essen vewöhnt worden und haben es immer gut vertragen. Bei den Mahlzeiten saßen wir immer um einen runden Tisch mit 9 Personen. In der Mitte stand eine drehbare Glasplatte, auf der alle Speisen serviert wurden. Jeder bediente sich nach Belieben. Das empfanden wir als sehr angenehm. Auf diese Weise verköstigten wir auch Spezialitäten wie Pekingente, Maultaschen und Feuertopf.
In den Auslagen der vielen Garküchen sahen wir aber auch neben ganz leckeren Gerichten etliche Speisen, die wir dann doch lieber nicht probiert haben.
Für den schnellen Imbiss zwischendurch boten sich verschiedenen Suppentöpfe an. Man gießt heißes Wasser dazu, wartet ein wenig und fertig ist eine leckere Nudelsuppe. Heißes Wasser kann man überall umsonst an Raststätten oder auch im Zug bekommen. Die Chinesen brauchen es auch zum Teeaufguss. Übrigens haben wir das Essen mit Stäbchen nie beherrscht. In den Hotels wurden immer Gabeln gereicht. Wir hatten sie vorsichtshalber stets im Handgepäck. In den Genuss der Suppe mit den langen Nudeln kommt man übrigens ohne zu schlürfen und zu kleckern nicht.
Ein Highlight folgt noch – Shanghai (23 Mio. Einw.) – das Symbol des enormen Wirtschaftswachstums Chinas, am deutlichsten zu bestaunen am Bauboom in Pudong: Wolkenkratzer an Wolkenkratzer – einer gewaltiger, schöner und höher als der andere. Um uns einen Überblick zu verschaffen, fuhren wir auf den Jin Mao Tower zu einer Plattform in 340 m Höhe. Der Aufzug schaffte 9 m pro Sekunde. Dort waren wir ganz nah am „Flaschenöffner“ und an dem noch im Bau befindlichen Shanghai – Tower. Er soll 630 m hoch werden, fast ist die Höhe erreicht. Keine Täuschung: Das Bauwerk ist in sich verdreht.Ein weiteres Markenzeichen ist der Oriental Pearl Tower – der Fernsehturm ist 468 m hoch. Ein Drehrestaurant und verschiedene Plattformen bieten tolle Aussichten. Natürlich werden alle Gebäude nachts illuminiert, z.T mit wechselnden Farben.
Am nächsten Tag brachte uns der Transrapid mit 430 km/h zum Flughafen Shanghai. Für die 31 km brauchte er knapp 8 Minuten. Nach diesen unvergesslichen Momenten warteten ca. 12 Stunden Rückflug nach Frankfurt auf uns.
Wir sind uns einig: China ist eine Reise wert.