Nach einem Nachtflug von Frankfurt über Maskat wurden wir am frühen Morgen in Dubai von unserer Reiseleitung in Empfang genommen.Erste positive Überraschung: Unsere Gruppe bestand nur aus uns und einem weiteren Ehepaar, mit dem wir uns auch gut verstanden, wie sich schnell herausstellte.
Trotz der Müdigkeit starteten wir erwartungsvoll zur ersten Erkundungstour in Dubai- natürlich zur traditionellen Lebensader der Stadt – dem Dubai Creek und der Altstadt. Der Creek ist ein 12 km langer Meeresarm. Am Kai liegen die schwer beladenen Dhaus. Man kann sich nur wundern, dass diese alten Schiffe noch seetüchtig genug sind, um z. B. Waren aus dem Iran herzu- befördern. Die Kisten und Ballen werden auf dem Kai gelagert. Diebstahl ist in Dubai nicht zu befürchten. Heute werden Dhaus nur noch in einer Werft in Sur (Oman) auf Bestellung gebaut.
Burj Al Arab – dieses Luxushotel ist nicht nur ein Symbol für die Wirtschaftskraft, sondern auch das Wahrzeichen der Stadt. Gebaut auf einer künstlichen Insel – Baukosten ca. 1,5 Mrd.Euro -jede Suite mindestens 170 Quadratmeter groß kostet 800 Euro pro Nacht – 1200 Bedienstete – Unterwasserrestaurant – Lobby 180 m hoch – Gsamthöhe 321 m, um nur einige Daten zu nennen. Eine Übernachtung darin war uns nicht vergönnt.
Mindestens genauso berühmt ist der Burj Khalifa – das höchste Gebäude der Welt mit 828 m. Mit dem Fahrstuhl sind wir mit einer Geschwindigkeit von 10 m pro Sekunde (man spürt das nicht, weil der Druck in der Kabine ausgeglichen wird) auf die Besucherplattform auf die 125. Etage 442 m hoch gefahren. Insgsamt sind es 162 Stockwerke. Eine grandiose Aussicht! ( Durch die wandhohe Verglasung konnten Aufnahmen nicht gelingen.)
Angebunden ist die zweitgrößte Shoppingmall der Welt mit 12oo Geschäften. Durch ein 33 x 8 m großes Glasfenster kann man in ein Aquarium mit 33000 Meerestieren gucken.
In einer anderen Mall gibt es sogar eine Skihalle mit Piste, Rodelbahn und Liften – und das bei 50 Grad Außentemperatur im Sommer. Während unseres Aufenthaltes hatten wir durchgehend Sonnenschein mit 25 Grad. Sehr angnehm.
Man kann natürlich nicht nur in den Malls einkaufen, sondern auch in den verschiedenen Souks. Speziell gibt es einen Goldsouk mit über 300 Geschäften.Wir haben keines betreten, sondern nur davor gestanden.
All diesen Luxus hat die Ölförderung möglich gemacht. Durch diese Gewinne und mit der Arbeitsleistung der Gastarbeiter vornehmlich aus Indien und Pakistan ist eine Stadt der Superlative entstanden. Der Ausländeranteil beträgt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) 85%. Sie verrichten nahezu alle Arbeiten.
Auf den Straßen sieht man fast nur großvolumige Allradfahrzeuge. Kein Wunder bei einem Benzinpreis von 40 Cent.
Die Reise ging weiter nach Abu Dhabi, das reichste und größte der sieben Emirate. Es möchte sich zu einem neuen Touristenzentrum und einer Kulturweltstadt am Arabischen Golf entwickeln Es hat eine moderne Infrastruktur mit Hochhäusern und breiten , begrünten Straßen. Die Stadt Abu Dhabi ist auf einer Sandinsel gebaut und mit 3 Brücken mit dem Festland verbunden und von ca. 200 kleinen Inseln umgeben. Sie ist auch der Verwaltungssitz der Regierung der VAE.
Viele Parks, Gärten und eine 7 km lange Corniche mit Fahrradweg säumen die Küste. Wasser ist in der Wüste ein kostbares Gut. Der Wasserbedaf ist enorm, denn die Parks und Golfplätze z. B. wollen bewässert werden. Überall sieht man an den Pflanzungen Berieselungsanlagen. Möglich wird die Süßwassergewinnung durch Meerwasserentsalzungsanlagen und Brunnen.
Wir besichtigten die Sheikh-Zayed-Moschee, benannt nach dem 2004 verstorbenen Scheich. Mit 4 Minaretten, zahllosen Kuppeln und Nebengebäuden ist sie die größte Moschee der VAE. Sie bietet 10000 Gläubigen Platz. Ausgelegt ist sie mit einem 5600 m² großen Teppich, der im Iran angefertigt wurde. Frauen müssen sich – wie in jeder Moschee – sehr bedeckt kleiden.
Weltbekannt ist die Formel- 1-Rennstrecke der VAE. Während unseres Aufenthaltes dort konnte ich nur mit Mühe einen Rennwagen bei seinen Runden fototechnisch erfassen
Am selben Tag stand noch eine längere Autotour nach Al Ain auf dem Programm, einer Oasenstadt mit etwa 200 Quellen und Brunnen. Wegen seiner traditionellen Bewässerungsanlagen und bronzezeitlichen Ausgrabungen wurde die Stadt 2011 von der UNESCO in das Weltnatur- und Kulturerbe aufgenommen. Die autobahnähnliche Straße dahin ist übrigens durchgehend als Allee angelegt. Der Scheich wünschte es so. Links und rechts daneben Kies-und Geröllwüste.
Nach so vielen urbanen Strukturen erlebten wir jetzt den Orient im ursprünglichen Sinn. In Al Ain findet täglich der letzte Kamelmarkt der VAE statt. Gehandelt werden Dromedare – es waren Hunderte. Dazu reisen die Händler aus allen Emiraten an und feilschen um die Preise. Die Dromedare sind Fleisch- und Milchlieferanten.
Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in das Sultanat Oman fort. Am Grenzübergang – die Kontrollen waren sehr gründlich – begrüßte uns der neue Reiseleiter Ramy mit seinem Fahrer Maged, einem Omani. Ramy stammt aus Ägypten, spricht hervorragend Deutsch und erwies sich als ein sehr netter und sachkundiger Reiseleiter.
Das Sultanat von der ungefähren Größe Deutschlands unterscheidet sich von den Emiraten in geographischer und kultureller Hinsicht.Das kann man auch auf der Karte erschließen, die ich in einem Museum erwerben konnte.
Seit Urzeiten ist das Land von Seefahrern (Sindbad, der Seefahrer) und Händlern besiedelt. Immer wieder gab es Kämpfe um die Macht – daher auch die zahlreichen Forts ,von denen wir einige besichtigten.
Bis 1970 gab es im Sultanat außer einigen Siedlungen an der Küste und in den Oasen keinerlei Infrastruktur – nichts außer Wüste. Zu dem Zeitpunkt übernahm Sultan Qaboos die Herrschaft. Mit dem Geld aus den Ölgeschäften erneuerte er sein Land von Grund auf. Er gab (gibt) seinen Reichtum an seine Bevölkerung weiter und schuf eine Gemeinschaft der Zufriedenen. Das erfuhren auch wir durch ihre Gastfeundschaft, Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit.
Struktur im heutigen Oman:
- gute Krankenversorgung – Lebenserwartung ist aut 79 Jahre gestiegen
- jedes Haus wird versorgt mit Strom und Wasser – jeder bekommt ein Grundstück geschenkt –
- keine Steuern
- Straßenbau,Flughäfen
- Beamte: jeder möchte Beamter werden – arbeiten 6 Std am Tag – 5-Tagewoche , nach 20 Jahren geht man in Pension
Jeder Omani hat das Recht, den Sultan zu sprechen.Ab 1970 sind Frauen gleichberechtigt, sie machen heute 60% der Studierenden aus. Dennoch gebietet es die Tradition, dass die Frauen sich zurückhaltend in der Öffentlichkeit zeigen.
Dies alles gilt für die Omanis. Sie machen 6o% der Gesamtbevölkerung aus. Aber auch an die Gastarbeiter (vorwiegend aus Indien und Pakistan) wird gedacht.Sie erhalten einen Mindestlohn, eine Wohnung und auch 1x pro Jahr einen Heimflug.
Insgesamt herrscht ein politisch wie sozial harmonisches Klima.
Kein Wunder , dass die Unruhen des Arabischen Frühlings hier nicht zündeten. So positiv kann auch Alleinherrschaft aussehen, denn Demokratie ist nicht erkennbar. Nun macht man sich berechtigte Sorgen um den Gesundheitszustand des Sultans. Er hat keine Kinder. Die Nachfolge ist nicht geklärt. Wie geht es weiter im Sultanat Oman?
Nach diesem Exkurs zurück zur einwöchigen Rundreise durch Oman, allerding nicht in chronogischer Reihenfolge.
Oman wird von einem sehr lang gestreckten Gebirge durchzogen – bis zu 3000 m hoch. Mit einem Geländewagen ging es zuerst auf einer Straße und dann weiter auf einer Geröllpiste zu einem Plateau auf 2000 m mit einem herrlichen Blick in eine 1000 m tiefe Schlucht, dem “ Grand Canyon“ Omans.
Ramy -unser Reiseführer
Später fuhren wir zu einer Oase mit Dattelpalmen und Bananen. Am Eingang die Verhaltensvorschriften dazu:
In frühere Zeiten zurückversetzt fühlten wir uns bei den Besuchen von traditionellen Märkten. Auf demViehmarkt und auch auf dem Fischmarkt waren die Abläufe ähnlich. „Waren“ werden angeliefert,erfahrene Auktionatore schätzen jeweils die Preise dafür und warten dann auf die Angebote der Umstehenden durch Zuruf – und schon ist der Kauf perfekt.
Fischmarkt
Ein besonderes Highlight war die einstündige Fahrt in die Wahiba- Sandwüste mit Allradfahrzeugen. Nur mit stark vermindertem Luftdruck in den Reifen konnte es gelingen, auf der verwehten Piste zu dem „1000 Nights Wüstencamp“ zu kommen, wo wir in komfortablen Zelten mit Betten und eigener Dusche/WC übernachteten. Einen Pool gab es auch. Abends wurden wir auf eine hohe Düne gefahren und warteten auf den Sonnenuntergang. Die Beduinen, die uns fuhren, kochten spontan Kaffee und so gab es statt Sekt – wie sonst üblich – als Sundowner eine Tasse arabischen Kaffee. (Alkohol ist in der Öffentlichkeit verboten.)
Zum Programm gehörte auch ein Besuch bei einer Beduinenfamilie. Es sind Halbnomaden.
Einen sehr erholsamen Aufenthalt hatten wir im Wadi Bani Khalid.Wir nahmen ein erfrischendes Bad. Ramy empfahl den Frauen, sich hier in einem öffentlichen Bad mit einem T-shirt zu bedecken und sich somit den Gepflogenheiten in einem islamischen Land anzupassen. (In den Swimmingpools in den Hotels ist das nicht erforderlich.) Zu unserem Vergnügen knapperten in dem Wasser Putzerfische an unseren Füßen herum.
Eine besondere Ehre wurde uns zuteil, als unser Fahrer Maged unsere kleine Gruppe zu sich nach Hause zum Lunch einlud. Es gab typische omanische Speisen: Reis,Gemüse,Huhn,Brot,Datteln (ein Grundnahrungsmittel) Kaffee,Süßigkeiten. Alles wurde auf dem Fußboden serviert und man hockte sich daneben. Uns Europäern wurde aber gestattet, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Im Gegensatz zu unseren Frauen bekamen wir Männer die Frauen des Hauses nicht zu sehen. Dafür aber die Kinder, zwei kleine Söhne, in dem für Männer typischen Gewand.
Die beiden jungen Omanis wollten unbedingt ein Foto mit mir machen. Jeder Erwachsene hat mindestens 1o derartige Gewänder, die immer ganz sauber sein müssen.
Die Rundreise endete in der Hauptstadt Maskat mit ihren ca. 900000Einwohnern. Auf einer Stadtrundfahrt konnten wir uns einen Eindruck von der Metropole verschaffen., auch ein Besuch in der Altstadt und dem Souk gehörten dazu. Besonderes Augenmerk verdiente aber die Sultan Qaboos Moschee. Damit hat der Sultan sich und seinem Volk eine ganz besonders prächtige Moschee gegönnt.Sie ist mit acht Tonnen Swarowski-Kristallen und einem fast 4300 Qudratmeter großen handgeknüpften Teppich ausgestattet.Die Marmorfliesen sind aus Carrara. Nur vom Feinsten!
Dieses Minarett ist das höchste Minarett des Landes (72 m). Der Sultan hat festgelegt, dass in seinem Sultanat kein Gebäude höher sein darf. Es gibt also in ganz Oman keine Wolkenkratzer.
Für uns war die Reise noch nicht zuende. Wir hatten noch zum Ausklang für 3 Tage ein Hotel am Meer mit Privatstrand gebucht. Bei ungefähr 20 Grad Wassertemperatur nutzten wir die Zeit mit ausgiebigem Baden im Golf von Oman, im Pool und bei Strandspaziergängen, wobei Heidi eifrig auf Muschelsuche ging.
Aber dann war auch für uns diese außergewöhnliche Reise zuende. Nach etwa 7 Std. Flug hat uns der Winter in Deutschland wieder begrüßt.